top of page
  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Schreibfreundinnen - in Echt oder Freundschaft on- und offline

Aktualisiert: 16. März


Sechs Hände übereinander zum Symbol der Freundschaft
Symbol der Freundschaft und Verbundenheit

Was ist echt? Das Gold in Deinem Ring? Die Liebe Deines Lieblingsmenschen? Ist „Echt“ das Gegenteil von „unecht“? Heute auch gerne „FAKE“ genannt? Sind Zoom-Meetings unecht? Und nur wahre Meetings, also Treffen von Angesicht zu Angesicht sind echt?



Echt sind wir. Sechs Frauen, eine Freundschaft: Alexandra, Claudia, Evelyne, Marion, Susanne und Christine. Alle Ü-fünfzig. Mit bewegten Leben. Was uns eint? Zuerst: Die Liebe zum Schreiben. Dann: Vertrautheit, Respekt, Zuneigung, Wahrhaftigkeit.


Echt ist auch und dazu noch eher ungewöhnlich: Wir kennen uns „nur“ online. Bisher haben wir uns lediglich am virtuellen Lagerfeuer auf Zoom getroffen. Kann daraus eine Freundschaft entstehen? So mit allem drum und dran?


Ein gemeinsames Interesse ist ’ne gute Voraussetzung. Check – das haben wir. Das Schreiben. Sympathie ist hilfreich. Perfekt. Passt. Ein ähnlicher Humor ist fein. Und dann gegenseitiges Vertrauen, Respekt, Ehrlichkeit, ein Geben und Nehmen, das gute Gefühl von Gewinn statt Konkurrenz und gemeinsame Erinnerungen. All das hat sich online entwickelt. Konnte trotz – oder gerade wegen – des Bildschirms und vieler Kilometer zwischen uns, langsam wachsen und gedeihen. Was für ein wunderbares Geschenk.



Freundschaft muss nicht perfekt sein. Nur echt!


Nun gehen wir den nächsten Schritt. Kommen wir so verschiedenen Frauen auch im echten Leben miteinander aus? In zwei nebeneinander liegenden Ferienwohnungen mit je einem Doppel- und Einzelzimmern? Kommt es zum Kampf um die beiden Duschen und Spiegel? Und schaffen wir es, uns auf ein gemeinsames Restaurant für das Abendessen zu einigen?


Ich freue mich. Und bin ein klein wenig aufgeregt. Wie wird das wohl werden? Da auf‘m flachen Land in Oberbayern?


Sternförmig fahren wir los. Aus dem Schwarzwald, aus Wien, Frankfurt, Nürnberg und der Nähe. Zum gebuchten Domizil irgendwo in Bayern zwischen München und den Alpen. Auf‘m Land. Zwischen grünen Feldern, Hühnergeschnatter, dem Meckern der Schafe und der olfaktorischen Wahrnehmung vermeintlich gesunder Landluft mit einem Hauch von frischer Gülle.


Kaum sind die ersten beiden in der Heimat gestartet, piepsen die Telefone. Ein Gewitter gut gelaunter Fotos flutet den Äther. Das geht munter so weiter. Digitales Natives – auch jenseits der fünfzig. Nachrichten und Bilder aus dem Zug Richtung Nürnberg. Von einem gut gelaunten Stopp irgendwo unterwegs und der leicht panisch anmutenden Frage, wer, wen denn wann an welchem Bahnhof abholt. Lustig. Quietschvergnügt. Fast wie beim Schulausflug. Fühlt sich leicht an. Und ist lehrreich. Zeigt, dass viel Vorfreude herrscht. Aber auch vollkommen unterschiedliche Verhaltens- und Sichtweisen bestehen. Menschen! So schön und wertvoll.


Fast gemeinsam erreichen wir das Domizil für unser Wochenende. Wie von selbst ergibt sich die Zimmer- und Bettenaufteilung. Und sofort herrscht Übereinstimmung in der Ablehnung klassisch gebrühten Kaffees. Ein ordentlicher Espresso, einen kleinen Schwarzen oder ein Cappuccino wären nun klasse. Geht nicht, wir sind auf‘m Land. Schulterzucken. Dann halt nicht …


Alle nehmen es locker. Und so geht es munter weiter. Es gibt so viel zu bereden und zu erzählen. Die erste Nacht rund um den alten, großen Holztisch wird lange. Sehr lange. Mit Bier, Rotwein, Knabbereien und heiterem Lachen. Der Holztisch ist echt. Alt. Könnte sicher auch viel erzählen. Aber das machen lieber wir. Laut und fröhlich. Unsere Gespräche haben hier, rund um den Tisch, eine andere Qualität und Tiefe als online. Hier blitzen die Augen direkt, nimmt man den ganzen Menschen mit allen Reaktionen wahr. Schon etwas anderes, sich leibhaftig gegenüberzusitzen als die Ansicht auf dem Monitor mit indirektem Licht und automatischem Weichzeichner. Ich höre und sehe quasi zwischen den Worten. Und finde es erneut erstaunlich, wie viele Gemeinsamkeiten zutage kommen. Aber genauso auch trennendes. Das echte Leben. Und „echte“ Freundschaft.


Am nächsten Tag, draußen im Städtchen und später im Grünen ständig im Einsatz: die Smartphones. Wir „Best Ager Digital Natives“ sind nicht nur in der realen, sondern auch in der Online-Welt zu Hause. Betreiben Socializing – off- und online. Als digitale und reale Kommunikationsprofis, als Freundschaftspflegerinnen. Und das widerspricht der weit verbreitenden Vorstellung, die Dauerbeschäftigung mit dem Handy sei oberflächlich und ebne den Weg in die „digitale Demenz“. Was für ein Quatsch! Das Digitale hat uns einst zusammengebracht. Und zu dieser ganz wunderbaren Freundschaft geführt.


Gemeinsame Erinnerungen schaffen


Ich habe das Gefühl, dass dieses Wochenende uns noch stärker zusammen gebracht hat. Denn: Sind nicht gemeinsame Erlebnisse und die Erinnerung daran, der Klebstoff, der alles zusammenhält? Ich erinnere mich sehr gerne an die liebevollen Umarmungen, die Freude, sich endlich leibhaftig gegenüber zu stehen. Einander auf freundschaftliche Art zu spüren, das zarte Parfüm der einen und die natürliche Frische der anderen zu riechen? Gemeinsam zu schlendern, in der erstaunlich wärmenden Wintersonne zu sitzen und sowohl den wohlriechenden Harz der frisch geschlagenen Bäume wahrzunehmen als auch die Herausforderung der frisch versprühten Gülle zu ertragen. Ganz selbstverständlich zu sein. Echt, ungeschminkt. Selbst bei Porträtfotos, die Claudia mal eben von uns geschossen hat. Aus dem Moment. Ungeschminkt, nicht gestellt und ohne Filter.


Echt war dann auch das Lagerfeuer am zweiten Abend. Endlich. Heiß, knisternd und räuchernd. Ein sternfunkelnder kalter Winterabend mit sechs Frauen ums offene Feuer. Geredet haben wir da weniger. Dafür umso mehr gesungen. Um dann wieder ganz ruhig, in uns gekehrt, schweigend im Moment zu sein.


Diese gemeinsamen Erlebnisse und die Erinnerung daran bleiben. Für immer. Danke ihr Lieben! Und – diese Freundschaft ist echt. On- und offline.


Ach übrigens: Wir haben an diesem Wochenende nicht eine Silbe geschrieben! Was will uns das sagen?


P.S.: Ich habe gerade meine Outdoorjacke übergezogen und dabei irritiert die Nase verzogen. Denn eine ordentliche Prise „qualmendes Holz“ kitzelt mein Riechorgan. Und startet sofort einen Film in meinem Kopf: Wir sechs am Lagerfeuer, laut und schräg singend. In echt. Schön war's!

💕Dank für echtes Miteinander, echtes Feuer und echten Qualm-Geruch. Auch jetzt, gut zwei Wochen später. Der Geruch wird verfliegen. Irgendwann. Die Erinnerung an unser echtes, wundervolles Treffen bleibt. Für immer.



Bist Du auch neugierig auf die Erlebnisberichte meiner Schreibfreundinnen?

Hier kannst Du sie lesen, bei



Fotos: Die Schreibfreundinnen

82 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page