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AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Chopped oder smashed - das soll lecker sein! Echt jetzt …

Stylisiertes Sandwich, gezeichnet, pink-bunt
Galant gestapelt oder chopped? Hauptsache lecker!

Bis vor kurzem, „mussten“ Sandwich, Burger und andere Leckereien gut schmecken. So weit, so gut. Hübsch anzuschauen sollten sie auch sein. Je kühner die Kombinationen und ausgefallener die Präsentation, desto Instagrable. Denn – bekanntlich isst das Auge ja mit. Und nun? Offenbar erfordert jeder Trend einen Gegentrend. Jetzt wird nicht mehr kunstvoll belegt und galant geschichtet, sondern ge- „chopped“ und ge- „smashed“. Aber mal ehrlich: Muss das wirklich sein?


In TikTok und Instagram-Clips werden Lebensmittel hingeknallt. Da pfeffern Köchinnen und Köche (jeder, der den Beruf des Kochs und gute Lebensmittel liebt, schüttelt ungläubig den Kopf) Tomaten-, Schinken- und Avocadoscheiben, Zwiebelstücke und Salatblätter mit ordentlich Schmackes auf ihre Schneidebretter. Theatralisch wird das Ganze mit Olivenöl, Mayonnaise oder irgendeiner Sauce ertränkt. Und dann kommt das Messer zum Einsatz. So ein richtig großes, handgeschmiedet und "mundgeklöppelt". Minutenlang wird gehäckselt. Bis aus den ehemals appetitlichen Zutaten eine unansehnliche, triefende Masse entstanden ist. Die dann zwischen zwei Scheiben Baguette oder einem anderen Brot landet. Das Ganze sieht aus wie ein verheerender Küchenunfall. Oder wie schon mal gegessen. Das soll aber so! Und trägt den hippen Namen „Chopped Sandwich“. Und soll total lecker schmecken – sagt einer der Instagram-Köche. Dass sich nach dem ersten Biss in sein hippes Wunderwerk, ein voll getropftes Shirt über seinem Sandwich-gefüllten Bauch wölbt, scheint ihm in seiner Begeisterung für die triefende und unansehnliche Stulle total zu entgehen.


Taugt hektisches Häckseln zum Frustabbau oder für den Genuss?


Wer kam auf diese krude Idee? Muss da aufgestaute Energie raus? Also aus dem Arm und der Hand der Inst-Köch:innen? Taugt rabiates Schreddern zum Frustabbau? Oder haben die gerade eine schmerzvolle Kieferoperation hinter sich und können keine feste Nahrung zu sich nehmen? Dann müsste aber konsequenterweise auch das Brot gehäckselt werden …


Offenbar gibt es keine medizinische Erklärung dafür, dass derzeit nahezu alles chopped, gehackt sein muss. Vielleicht aber eine kulinarische?


Der Vorteil von chopped Sandwiches sei, so ein Fan aus meinem Bekanntenkreis, dass man bei jedem Bissen sofort und immer alle Zutaten schmeckt. Je feiner die Füllung geschnitten sei, desto besser.


Irritiert schüttel ich meinen Kopf. Denn ich liebe die geschmackliche Reise durch ein Sandwich. Beim ersten Bissen schmecke ich das Brot. Beim nächsten mehr Käse und vielleicht schon etwas Säure von der Tomate. In der Mitte erwartet mich ein schmackiger Klecks Sauce. Ich liebe die Abwechselung dank verschiedener Konsistenzen. Rösches Brot, weicher Käse, schmelzige Sauce, knackige Tomate. All das macht den Genuss aus. Nicht so beim "Chopped Sandwich". Das kennt nur eine Textur: Brei! All in one!


Das Ganze soll auch mit Salat funktionieren! Gerade sah ich in einem Video, wie ein knackfrischer grüner Salatkopf mit reichlich Öl, Salz, Pfeffer, Zitronensaft und Avocado zu Matsche-Pampe mithilfe eines überdimensionierten Hackmessers verwandelt wurde. Angeblich kann der Salat so das Dressing besser aufnehmen. Auch diese Mischung kann man zwischen zwei Brotscheiben schmieren, erklärt die Insta-Köchin. Oder hübsch in einer Bowle anrichten und mit einem halben, hart gekochtem Ei garnieren. Aha?!


Mich erinnert diese Art der Zubereitung stark an meine Zeit in einer Hotelküche. Vor vielen, vielen Jahren. Da wurde sehr lecker gekocht. Jede Zutat hatte ihr natürliches Aussehen und Geschmack. Nur wenn das Roastbeef nicht mehr ganz so zart rosa schimmerte*, wurde es mithilfe scharfer Messer und Muskelkraft in feine Streifen geschnitten und mit einer würzigen Chilli-Ketchup-Sauce vermischt. Ein paar Silberzwiebeln und Paprikastreifen – fertig war der Teufelssalat für die Mitarbeiterverpflegung. Und alle Reste aufgebraucht – statt weggeworfen.


Und heute, auf Insta, TikTok und in den angesagten Bars hier in der Stadt? Beste und frische Zutaten verändern nachhaltig ihren Aggregatzustand und landen püriert auf Brot. Gesundes Essen für „zahnlose Ungeheuer“.


Kürzlich irritierte mich eine lange Menschenschlange in der Frankfurter Innenstadt. Was hat denn da gerade für ein hipper neuer Laden eröffnet? Und wofür stehen sich die Leute eineinhalb Stunden die Beine in den Bauch? Ach so, ein Burgerladen. Noch einer, dachte ich. Doch dann sah ich die verzückten Gesichter, hörte das wohlige Schmatzen derer, die es geschafft hatten, einen der „neuen“ Burger zu ergattern. Das Besondere an einem Smash Burger ist: „Das Fleisch-Patty ist ganz dünn und hat so eine knusprige Schicht, der Fleischgeschmack ist intensiver …", sagte ein junger Mann auf meine Nachfrage. Aha, denke ich. Das Fleisch-Pflanzerl wird also vor und auch während des Grillens „ge-smashed“. Soll heißen: Zerdrückt, platt gedrückt. Und warum? Damit erhöht sich die Fläche des „chopped“ Fleisches auf dem Grill und die Bulette erhält so mehr Röststoffe. Hmm, lecker. Klingt für mich plausibel. Werde ich demnächst mal probieren. Aber erst, wenn die Warteschlange deutlich kürzer ist.



Hast Du die "neuen" Sandwiches und Burger schon probiert? Was hältst Du davon? Magst Du's?



*und schön genug für die Gäste, aber noch gut war.

30 Ansichten2 Kommentare

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2件のコメント

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ゲスト
6月16日

Ich wurde mit smashed Burgern Ende letzten Jahres konfrontiert. Da war ein Neffe von mir aus Bayern hier zu Besuch und wollte unbedingt so ein Ding essen. Da ich keine Ahnung hatte, was das ist, konnte ich ihm auch keine Empfehlung geben. Er hat dann irgendwann einen gefunden, ich habe ihn bis heute noch nicht probiert, aber irgendwann ergibt sich das sicher auch. Generell bin ich halt der Meinung, jede*r soll so essen, wie es ihm*ihr am besten schmeckt. Von dem Brei habe ich jetzt noch nicht so viel mitbekommen, aber mir entgeht eh ziemlich viel ;)

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ゲスト
6月16日
返信先

Na ja, das ist wahrscheinlich kein Verlust, wenn dir diese „neuen“ gastronomischen Trends entgehen… oder?

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