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  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

DIE SCHREIBFREUNDINNEN: Eine Welt ohne Echo!


Spärische Formen in hellem Grün und Blau
Echo oder Resonanz

Kannst Du es hören? Das Echo? Nein? Gibt es das? Hat die Welt einen Widerhall? Geben die Wände, im Falle unserer Welt, also die Rundungen dieser Kugel, ein Echo zurück? Klingt das dumpf, hell, ein- oder mehrsilbig? Antwortet die Welt uns? Oder eben nicht? Oder ist es nicht eher so, dass wir dieses Echo nicht wahrnehmen? Denn es ist da. Immer und immer wieder. Doch wir hören es nicht. Oder wollen es nicht hören.


Wir, die Schreibfreundinnen, saßen vor knapp zwei Wochen wieder am virtuellen Lagerfeuer. Schön war es. Wärmend und nährend. Die Gespräche waren munter. Vielschichtig. Tief und ehrlich. Irgendwie fand das Wort »Resonanz« ein Echo. Und schnell wurde klar, dass uns dieses Phänomen, bei dem ein Körper mit einer bestimmten Frequenz von außen angeregt und zum Schwingen gebracht wird, derzeit fehlt. In der digitalen Welt wohl abhandengekommen ist. Bunte Bilder, rasche Swipes, ein Daumen hoch oder ein Herz sind allenfalls kurze Augenaufschläge. Anregung, Impulse oder ein Schwingen lösen sie allerdings in den seltensten Fällen aus. Eine in unserer Runde sagte dann: Ich habe das Gefühl, die Welt hat kein Echo. Dieser Satz brachte uns ins Schwingen. Ein einstimmiges Nicken war die Reaktion. Und die Übereinstimmung, dass die Aussage,


DIE WELT HAT KEIN ECHO


unser Thema ist, über das wir unsere Gedanken niederschreiben möchten.


Dieses Schwingen, die Resonanz auf etwas, kennst Du sicher. Zum Beispiel, wenn Du einen Song hörst, der Dich bewegt. Du fühlst ihn. Die Musik, den Text. Irgendeine Seite in Dir schwingt, irgendetwas in Dir sagt: „Das bedeutet mir etwas. Das ist mir wichtig. Das drückt aus, was ich fühle. Es entsteht eine Beziehung, eine Verbundenheit."


Resonanz kommt von lateinisch „resonare“ und bedeutet „widerhallen“. Es bedeutet nicht unbedingt das Mitschwingen auf derselben Frequenz, das wäre ein Echo, sondern das Anregen der Mitschwingung des anderen Körpers auf dessen eigener Frequenz, also quasi ein „Antworten“. Resonanz kann zur wechselseitigen Verstärkung der Schwingung führen, wie wenn man beispielsweise eine schwingende Stimmgabel auf den Deckel eines Klaviers stellt. Der Begriff Resonanz wird auch als physikalische Metapher zur Beschreibung einer Art und Weise genutzt, wie ein Mensch mit sich und der Welt in Beziehung steht.*


Ich denke, genau dieser Widerhall ist das, was stellenweise fehl. Uns und der Welt. In einem Podcast** habe ich kürzlich, dem Sinn nach, folgende Aussage gehört: „Wenn uns die Resonanz fehlt, kann sich unser Leben leblos, Freud- und sinnlos anfühlen. Denn ohne das Gefühl, mit etwas in Resonanz zu gehen, ist es, als würden wir anders schwingen als alle anderen um uns herum. Wir schwingen quasi allein. Fühlen uns einsam und nicht verbunden. Was helfen könnte: Achtsam auf sich zu hören.“


Hast Du eine Idee, wie diese wunderbare Verbindung wieder hergestellt werden kann? Seit Tagen hadere ich mit diesem Text. Sowohl, was ich schreibe als auch mit meiner wirklichen Verbindung zur Welt. Heute Morgen habe ich sie gespürt. Vollkommen unerwartet. Mit den Fragmenten, Ideen und Fragezeichen unseres Themas im Kopf startete ich meine Runde durch den Stadtwald. Atmete die noch kühle, grüne Luft ein. Höre, auch jetzt noch am Schreibtisch, das Zwitschern der Vögel. Und spüre nach. Die frische Luft, der Sauerstoff in meinem bewegten Körper, mein Atem. Und fühle es wieder: jetzt gerade stehe ich wieder mit mir und der Welt in einer ganz wunderbaren Verbindung. DANKE!



 


Du magst nachlesen, was meine wunderbaren Schreibfeundinnen über das Echo und die Resonanz schreiben?


Hier entlang zu:



* angelehnt an Hartmut Rosa: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Suhrkamp Verlag, Berlin (2016)

**angelehnt an Deutschlandfunk Nova Resonanz: Achtsame Weltbeziehungen eingehen

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