Beinahe jeden neuen Hosentrend hat sie mitgemacht. Jahrelang. Doch als sie kürzlich in eine Low-Rise-Jeans „einsteigen“ will und sich dabei sofort unwohl fühlt, ist ihr sofort klar: Nicht mein Trend!
Ungewohnt tief sitzt der Knopf der Jeans. Sie schließt ihn und stoppt ihre Atmung. Beim Blick über ihre Schultern in den Spiegel keimt ein Gedanke auf. "Sind Jeans mit niedrigem Bund nicht schon lange passé? Oder schon wieder da?“ Irritiert mustert sie ihr Spiegelbild. Und ist unzufrieden. Die Hose sieht an ihr gar nicht so aus wie an den Models in den Modezeitschriften.
Ok denkt sie, dieser Trend wird nicht zu meinem. Aber sie hat ja noch ein weiteres It-Piece in der Umkleide. Die Puddle-Jeans. Die sehen an den Models auf Instagram äußerst bequem und so lässig aus. Ihre offenbar zwingenden Attribute: locker geschnittene Beine, die unbedingt den Boden berühren MÜSSEN und am besten eine „Stoff-Pfütze“, Puddle, bilden. Dieses essenzielle Wissen hat ihr die jugendliche Tochter einer Freundin anvertraut. Erwartungsvoll zieht sie die Hose aus Denim an. Der Knopf sitzt ungewohnt hoch. Ihr Bäuchlein wird angenehm umhüllt. Sie schaut in den Spiegel und erschrickt: „Was ist aus meinen Beinen geworden? Wo sind die?“ Die weiten Hosenbeine und die wirklich sehr lange Länge lässt die Frau „quasi“ in der Hose verschwinden. Resigniert öffnet sie Knopf und Reißverschluss und lässt so eine große Stoff-Pfütze auf dem Boden entstehen.
Woher kommt überhaupt die Idee, diese Hosen anprobieren zu wollen?
Nachdenklich zieht sie wieder ihre alte Lieblingsjeans an. Wie kann es sein, fragt sie sich, dass gleichzeitig so gegensätzliche Jeansformen in Mode sind und mir trotzdem keine davon steht? Denn eigentlich will sie „nur“ eine Jeans, die modisch ist und in der sie sich wohlfühlt. Skinny fühlt sich irgendwie nicht mehr richtig an. Puddle oder Low-Rise aber auch nicht. Desillusioniert starrt sie im unvorteilhaften Licht auf ihre Figur und hat das Gefühl, mal wieder nicht richtig zu sein.
Ok, denkt sie, dann gönne ich mir jetzt einen leckeren Cappuccino statt einer neuen Jeans. Ist ja nicht so, dass sie nur eine im Schrank hat. Entspannt sitzt sie in der Sonne, genießt den Kaffee und beginnt zu recherchieren. Sie möchte eine Vorstellung davon haben, wie die Modeindustrie so tickt. Sie findet Hinweise darauf, dass die Mode sich wie ein Pendel verhält. Irgendwann könne der Bund nicht mehr enger und tiefer sitzen. Also orientieren sich die Designer am Gegenteil. Und klar geht es immer darum, Bedürfnisse zu wecken, Absatz zu generieren und ja, mehr Hosen zu verkaufen. Das dies so überhaupt nicht nachhaltig ist und was das Hin und Her mit dem Körperbild junger Menschen macht wird dabei komplett ausgeblendet.
Puh denkt sie, die Sache mit dem Körperbild beschäftigt nicht nur junge Menschen. Und Trends gehen an aufgeschlossenen, nicht mehr ganz so jungen, Menschen auch nicht spurlos vorbei. Sie erinnert sich, wie scheußlich sie die ersten Fotos mit der Puddle-Jeans fand. Sie war irritiert und fand sie eigentlich „unmöglich“. Doch dann sah sie den Look immer häufiger und dachte: „Sieht irgendwie doch cool aus, vielleicht kaufe ich mir auch eine." Sie hatte sich so an den Anblick gewöhnt, dass sie ihn auf einmal mitmachen wollte. Nun, der Blick in den Spiegel mit der Puddle-Jeans an ihr hat gezeigt:
Trend – welcher Trend? Da bin ich raus ...
Ihre neue Challenge nun: das perfekte Jeanslabel für sich finden. Eines, in dessen Modellen man gerne den ganzen Tag verbringt. Wo nichts kneift und zwickt, oder der Knopf nach dem Mittagessen geöffnet werden muss, weil die Luft wegbleibt. Eine Jeans, wo Verarbeitung, Material, Schnitt und Preis stimmen. Denn ist es nicht so, dass Frau gleich viel attraktiver aussieht, wenn sie sich gut fühlt in dem, was sie trägt?!
Und neue Trends? Das ist die nächste ganz große Challenge. Sich zu trauen, mit einem neuen körperlichen Selbstbewusstsein, das Diktat der Mode zu ignorieren. Es könnte sich lohnen. So und so!
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