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  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Der mit dem Wasser ist immer die Frau!



Hast Du das auch schon erlebt? Ihr sitzt gemütlich in einem Bistro. Zu zweit. Ein Mann und eine Frau. Ihr bestellt etwas zu trinken. Das Gewünschte wird serviert. Und ohne nachzufragen landet das frisch gezapfte Bier beim Herren und das Wasser vor der Frau. Warum regiert hier noch immer das Geschlechter-Stereotyp?


Wer öfter mal in ein Bistro oder Restaurant geht, weiß, dass die Person, die die Bestellung aufnimmt, nicht zwangsläufig die ist, die das Gewünschte serviert. Und selbst wenn, bedeutet das nicht, dass sie beim Servieren noch weiß, wer was bestellt hat. Diese Information ist auf dem weiten Weg vom Gast zum Tresen und zurück verloren gegangen.


Mein Lieblingsmann und ich machen uns regelmäßig einen Spaß daraus, kleine heimliche Wetten abzuschließen, dass unsere Bestellung einmal bunt durchgemischt serviert wird. Und dabei ist (fast) immer ganz sicher: Der Aperol Spritz landet vor mir auf dem Tisch und das Pils bei meinem Schatz. Denn der Mann ist doch der mit dem Bier. Und wenn wir gemeinsam eine Flasche Wein bestellen, steht das Probierglas sofort und ungefragt auch vor ihm. Er möge bitte entscheiden, ob der Wein gut genug sei. Ihm wird offenbar als einzigem an diesem Tisch die Wein-Kompetenz zugestanden.


Also so wie früher: In bester patriarchaler Tradition soll er die Dinge entscheiden. Ob er es kann oder nicht. Er ist der Mann. Hat die Hosen an. Die Geldbörse voll. Und er entscheidet. Und das auch heute noch, im Jahr 2022. In Frankfurt, der so vielfältigen, weltoffenen kleinen Großstadt.


Ganz schön tradiert - oder?


Wenn von zwei bestellten Gerichten eines vegetarisch ist - wer bekommt es dann?


Na, hast Du eine Idee? Oder eigene Erfahrungen? Ja, genau, in den allermeisten Fällen landet das vegetarische Gericht beim weiblichen Gast.


Wo kommt das her, dass angebliche geschlechtstypische Vorlieben noch immer ungefragt befolgt werden? Ach, der Salat für die Dame und das Steak für den Herren. Der Ramazotti für den Herren und das süße Dessert-Arrangement für die Dame?


STOP!!! NEIN!!!


Wo steht geschrieben, dass Männer Dunkles, Fleischliches und Alkohol brauchen? Und Frauen Süßes, Leichtes und Vegetarisches? Sei mal ehrlich: Nirgends! Die Klischees der 1960iger Jahre dürfen sich nun endgültig mal in Luft auflösen. Und zwar umgehend!

Ich liebe es, ein frisches Pils zu schlürfen. Und mein Lieblingsmann ein gutes Glas Wein. Und wenn ich ein Steak esse, dann bitte ein richtig gutes. Gerne Medium Rare. Eine Gaumenfreude, auf den Punkt gegrillt, rosa bis rot und im Kern fast roh, außen kräftig braun. Und beim Aufschneiden läuft der Fleischsaft in tiefdunkler Farbe auf den Teller. Ich mag das. Und stürze damit immer wieder, auch gut ausgebildete Servicekräfte in besseren Restaurants, in Zweifel. Warum nur?


Ist das Naivität? Ahnungslosigkeit oder schlicht Ignoranz? Desinteresse und/oder wurschtig-sexistische Umgangsformen? Es gibt so hippe Restaurants mit wirklich tollen Konzepten, ausgefallenen Drinks und leckeren Gerichten. Und doch herrscht mancherorts eine Moral wie in den frühen 1960iger Jahren. Da hängen die Geschlechterrollen und Traditionen noch in der vor-vorletzten Staffel fest. Die wurden wohl in den Servietten unauslöschlich eingebrannt.


Sollte eine Servicekraft nicht genau das tun, was sich aus ihrem Namen ableitet? Service bieten und den Wünschen des Gastes entsprechen? Natürlich nur, so lange der Gast sich als solcher benimmt. Und ist es nicht schlichte Höflichkeit, den Gast nicht wie eine Statistik, dazu noch eine total veraltete, zu behandeln? Voreilige Schlüsse zu ziehen ist total uncool. Aber jeden Gast als Individuum zu behandeln ist richtig klasse. Und total gastfreundlich. Individuell und persönlich.


Da gehe ich gerne hin. Fühle mich wahrgenommen. Und ernst genommen. Freue mich und genieße! Mein Steak Medium Rare... mit 'nem frischen Pils! Oder einem guten Glas Rotwein...








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