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  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Warum uns ein wenig Vintage gut steht

Vintage Küchenstühle aus den 1960iger Jahren
Liebhaber-Stücke - Vintage Stühle

Manche ab 50plus sagen, sie seien unsichtbar. Und zu nichts nütze. Andere strahlen um so mehr. Und packen es an. Männer hadern seltener. Sagen und denken, dass sie das „Mehr an Jahren“ schmückt. Und Frauen? Viele zweifeln oder verzweifeln geradezu. Laufen unzähligen Werbeversprechen hinterher. Falten weg in 3 Tagen, Super-Pulver zum Abnehmen, Spritzen hier und OP’s dort. Sie nutzen die aberwitzigsten Angebote, um einem längst vergangenen Ideal hinterher zu hecheln. Haben das Gefühl, nicht gesehen zu werden. Und noch schlimmer: Nicht gebraucht zu werden! Warum eigentlich?



Doing aging


Woher kommt die verbreitete Annahme, dass Männer „besser“ altern als Frauen? Dass ihre Attraktivität mit zunehmendem Alter eher steigt, während sie bei Frauen rapide abnimmt? Das sie unverändert leistungsfähig sind? Stimmt die These, dass Alter vor allem eine soziale Zuschreibung ist? Dass man - oder Frau - „alt gemacht“ werden? Doing Aging klingt zwar irgendwie besser. Ist es aber nicht.


Denn die biologischen Veränderungen erleben Männer und Frauen ähnlich. Graue Haare, Falten, nachlassende Energie und vieles mehr begleiten das Leben aller. Und auch Männer durchleben eine Art Wechseljahre. Nur darüber redet kein Mensch.



Ein wenig Vintage steht uns allen


Hat nicht jedes Alter, jede Epoche seine Zeit? Seinen Reiz? Geliebte und weniger geliebte Entscheidungen? Nach was suchen wir? Warum ist „Jungsein“ oder „jung wirken“ in unserer Gesellschaft und Eigenwahrnehmung so essentiell? Wer behauptet, das „jung“ mehr wert ist? Fragen, über Fragen. Und auf viele gibt es keine zufrieden stellende oder gar einfache Antwort. Dafür aber Versprechen. Aus der Werbung. In den sozialen Medien. Ideale, denen wir nachrennen oder -trauern. Und Erwartungshaltungen. Von außen, aber auch eigene.


Sei mal ehrlich: War in den zurückliegenden 40plus X Jahren immer alles optimal und rosarot?

  • Die Pubertät - wackliges Selbstvertrauen, große Unsicherheit, der Kummer um zu wenig Busen, zu dünne Haare oder zu dicke Oberschenkel - wer wünscht sich das ernsthaft zurück?

  • Das endlos wirkende Ausprobieren. Und Suchen. Nach dem eigenen Ich. Mit großem Unzufriedenheits-Potenzial. Bis (man) Frau denkt: Jetzt hab‘ ich’s!

  • Beruf, Studium, Ausbildung, Karriere - was ist richtig? Was ist falsch? Immer die Suche nach dem „einzig richtigen“ Weg. Irgendwann - hoffentlich!? - angekommen. Da wo Du hin wolltest.

  • Partnerschaften - auch oft ein Hin und Her. Und das wohlige Gefühl, wenn sich alles eingegroovt hat.

  • Kinder - ja, nein, vielleicht? Weit tragende Entscheidungen, die das Leben ganz schön auf den Kopf stellen können.


Willst Du in diese Zeiten wirklich zurück?


Da war doch ganz schön viel Bewegung im Leben. Mit Zeiten, in denen Du sprichwörtlich im Rampenlicht standest und solchen, in denen Du das Gefühl hattest, unter zu gehen. Unerkannt und unsichtbar zu sein.


Und jetzt? Der Wechsel. Im Innen und im Außen. Der Körper verändert sich. Wieder einmal. Die Kinder suchen ihr eigenes Leben. Die Karriere hat ihren Höhepunkt erreicht. Oder überschritten. Partnerschaften haben gehalten oder sind zerbrochen. Oder wurden neu eingegangen. Du hast viel erlebt. Und gelebt. Und hast jetzt das Gefühl, es geht dem Ende zu.



SELBSTGEMACHTER Brain-QUATSCH!


Es ist erst vorbei, wenn Du nicht mehr atmest. Jetzt startet schlicht eine weitere Epoche, eine andere Zeit. Mal wieder. Freu Dich drauf. Sei gespannt. Das wird gut. Und anders. Sei entspannt. Locker. Besinne Dich auf DICH. Du bist Dein Maßstab. Vergiss die Werbung. Die „gefotoshopten“ Schönheiten im Netz. Du bist GELEBTES LEBEN! Und hast noch so viel vor.


Älterwerden ist sicher nicht immer leicht und heiter. Aber - denk an die Zeit zurück, als Deine Milchzähne ausfielen und die neuen noch nicht ganz da waren. Schmerzhaft, unattraktiv… Oder ein paar Jahre später. Wachstum, Hormone, die körperliche Veränderung. Auch da haben Knochen und Gelenke gezwickt.


Und ja, vielleicht schmerzen jetzt deine Knie wenn Du aufstehst. Aber - überleg‘ mal, wie viele Kilometer und Höhenmeter die in den zurückliegenden Jahren schon bewerkstelligen durften. Und das höchst zuverlässig. Da darfst Du ihnen auch mal ein kurzes Zwicken zugestehen. Und ein Quietschen. Macht die Tür der alten Kommode doch auch. Aber deshalb liebst Du sie nicht weniger. Oder?


Und ja, eine ewig lange Nacht mit lautem Lachen, wildem Tanzen und vielleicht zu viel Alkohol steckt uns gefühlt mindestens drei Tage in den Knochen. Und häufig sagen wir: Also früher - die Betonung liegt auf früher! - konnte ich das locker wegstecken. Wirklich??? Früher, ja damals, hatten wir gar nicht die Antennen und die Zeit, die Nachwehen zu spüren. Da ging es gleich am nächsten Tag übergangslos zurück ins verantwortungsvolle Leben mit Job und Familie. Und - niemand wollte sich die Blöße geben und zugeben, dass (man) Frau müde und abgeschlagen war. Es galt das unausgesprochene Credo: Nur keine Schwäche zeigen und NIE nicht jammern!


Und heute? Mir scheint, Jammern muss sein. Um Solidarität und Mitleid vom eigen Umfeld zu erhalten. Aber: Brauchen wir das? Um sichtbar zu sein? Gehört das zum Altern? Wo steht das geschrieben? Wo ist die Zuversicht, der Mut und die Neugier auf‘s Leben? Weggepustet? Schon ausgehaucht? Quatsch. Wenn Du das hier liest, atmest Du noch. Und lebst noch - oder?



Die Unsichtbarkeit löst sich gerade von selbst auf


Wir „Älteren“ sind da. Und - manche Demografen bedauern dies - wir sind ganz schön viele. In Deutschland, wahrscheinlich auch in der Schweiz und in Österreich, sind wir in der Überzahl. Uns kann man nicht (mehr) übersehen.


„Zu Beginn der 1960er Jahre erlebten beide Teile Deutschlands einen kurzfristigen Anstieg der Geburten mit der höchsten zusammengefassten Geburtenziffer der Nachkriegszeit mit über 2,5 Kindern je Frau. Die damals geborenen Kinder bilden heute die geburtenstarken Jahrgänge…“

(Aus „Geburten in Deutschland“ Ausgabe 2012, Statistisches Bundesamt)


Der Babyboom erreichte 1964 mit 1,36 Millionen einen Höchststand. Auch wenn man berücksichtigt, dass in Deutschland etwa 5 % mehr Jungen als Mädchen geboren werden, ist das immer noch eine stolze Zahl von.


Das uralte Diktat, dass eine Frau sich unauffällig kleiden und wortlos zurückziehen soll, hat keinen Bestand mehr. Und das ist gut so. Frauen wollen wahrgenommen werde. Als Mensch. Als Partnerin. Als Profi in Beruf und Familie. Als kluge, vielleicht auch weise, Gesprächspartnerin. Als Frau.


Ja - wir sind viele! Und schlicht nicht mehr zu übersehen.



„Das ging aber schnell / ich meine / das Leben“

Ron Padgett, amerikanischer Lyriker



Irgendwo habe ich gelesen, dass wir um die 4.000 Wochen Zeit haben, unser Leben zu gestalten. Und jeden einzelnen Tag zu genießen. So oder so. Uns zu zeigen. Auf den ganz großen und den ganz kleinen Bühnen des Lebens. Also: Mach weiter damit!








P.S.: Natürlich weiß ich, dass uns im Laufe der Jahre schwere und sehr schwere Erkrankungen treffen können. Äußerst bedauerlich. Diesen Menschen spreche ich auf keinen Fall das Recht ab, zu jammern. Traurig zu sein und mit dem Alter, mit der Erkrankung zu zaudern. Ja, das darf sein.





Danke liebe Mia Brummer für Deine Initiative zu dieser Blogparade unter der Headline „ Für was sind Frauen ab 50 überhaupt noch gut?“. Ich freue mich auf die unterschiedlichen Sichtweisen.


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