Was für ein Streifen. Da will ich etwas einkaufen. Ganz gezielt. Nach langem suchen und probieren habe ich mein Wunschobjekt gefunden. ENDLICH! Und doch habe ich es nicht gekauft.
Heute mal eine Geschichte aus dem Alltag. Wie sie aber vielleicht doch nicht alltäglich stattfindet.
Also: Ich benötige ein paar neue Trekking-Schuhe. Meine derzeitigen Schlammtreter sind durch. An beiden Fersen kaputt, die linke Sohle gebrochen. Es ist also wirklich Zeit für ein neues Paar Schuhe.
Guter Plan. Zielgerichtete Suche. Spürsinn Richtung Schnäppchen. Für mich muss es nicht das neueste Modell sein. Passen sollen die Schuhe. Gut bitte. Meinen geschundenen und empfindlichen Füßen die nötige Stabilität und Schutz bieten. Und bitte preislich im Rahmen. In meinem Rahmen halt.
Große Füße brauchen große Schuhe. Bei Größe 41 ist häufig Schluss. Da bleibt mir nur noch der Weg in die Herrenabteilung. Juhu, ich sehe Land. Ein paar nicht zu breite, sich gut anfühlende Schuhe schmücken meinen Fuß. Ich drehe so meine Runden, stolpere über die netterweise bereitstehende Stein-Steigung, teste die Sohlen, die Flexibilität und Passform.
OFFLINE UND TROTZDEM KEIN VERKAUFSPERSONAL
Alles ganz alleine. Ganz für mich. Von kundigem Fachpersonal keine Spur. Obwohl ich mich in der Outdoor-Abteilung eines namhaften, so genannten Premium-Warenhauses aufhalte. Na gut, denke ich, wie wollen die auch beurteilen, ob meine kaputten Quadratlatschen in ihre zum Verkauf stehenden Herrenschuhe passen. Das muss ich wohl schon selbst abschätzen.
Ich bin zufrieden mit meiner Wahl. Und hab‘ auch noch ein Schnäppchen gemacht. Auf dem Schuhkarton prangt ein roter Preisaufkleber. Der schwarze ist halb überklebt. Der neue Preis ist für mich akzeptable. Gerade als ich mich mit meiner Beute auf den Weg zu Kasse machen will, schwebt mir ein Fachverkäufer entgegen. Jetzt ist er da, um seine Nummer aufzukleben. Erhöht wahrscheinlich seine Provision. Für was eigentlich? Für‘s Nix-Tun!? Er bestätigt mir auf Nachfrage, dass der Schuh wie angegeben reduziert sei. Und dabei wundert es ihn so gar nicht, dass ich einen Herrenschuh mitnehme.
Schnell ab zur Kasse! In freudiger Erwartung zücke ich meine EC-Karte. Die Kassiererin nennt den zu zahlenden Preis. Und ich denke: Jetzt hast Du dich verhört!
Ich mache sie darauf aufmerksam, dass auf dem Karton ein anderer Preis abgebildet sei.
Sie antwortet: „Das sei egal. Richtig sei das, was in der Kasse gespeichert wäre.“
Ich entgegne ihr höflich: „Nein, das sei nicht richtig. Hier gäbe es noch immer eine Preiskennzeichnungspflicht. Bindend sei der Preis, der sich an der Ware befände.“
Sie entgegnet: „Derzeit würden viele Kunden die Ware mit ihnen genehmen Preisen auszeichnen.“
Ich, mittlerweile kurz vor dem Platzen: „WAS!!! Sie beschuldigen mich, ich hätte den Preis verändert??? Das ist ja wohl die Höhe! Bitte holen Sie sofort ihren Vorgesetzten!“
Sie telefoniert nach dem Chef der Sportabteilung. Der kommt dann auch. Prüft den Artikel und den Preis und sagt unmissverständlich: Der Schuh sei falsch ausgezeichnet. Er sei nicht reduziert. Ich könne ihn nur zum regulären Preis kaufen.
Ich, mittlerweile laut und zornig: „Kommen Sie mit in Ihre Abteilung. Da steht ein ganzer Stapel - verschiedene Größen - dieses Artikels. Und auf alle Kartons prangt ein Aufkleber mit dem reduzierten Preis.“
Er, Schulterzucken: “Da hat sich wohl ein Mitarbeiter vertan. Der Aufkleber ist falsch, es gilt der reguläre Preis!“
Ich stehe fassungslos vor ihm. Er: Kein Bedauern, keine Entschuldigung. Service- und Kundenorientierung? Fehlanzeige. Und ich? Wütend. Einerseits ist das der Schuh meiner Wahl. Richtig gut fühlt er sich für meine Füße an. Andererseits rebelliert mein Gerechtigkeitssinn. Mein Gefühl und Anspruch nach Fairness. Aber fair wird mir hier nicht begegnet.
Wortlos, erhobenen Hauptes schwebe ich davon. Und lasse einen ordentlichen Berg anderer Artikel, die ich ebenfalls kaufen wollte, liegen. Sollte wohl nicht sein. Nicht in diesem Laden!
Nachtrag: Wenige Tage später suchte ich, mit wenig Hoffnung, ein großes Outdoor-Kaufhaus auf. Erneut auf der Suche nach wohlsitzenden Schlammtretern für meine zarten Füße. Und was soll ich sagen? Juhu, es gibt es noch! Service, Sachverstand, Geduld. Und einen äußerst angenehmen und engagierten Verkäufer, der wirklich keine Mühe und Umstand scheute, die für mich besten Trekkingschuhe zu finden. Ich hab‘ sie gekauft. Bin total glücklich mit ihnen. Und habe ganz freiwillig weit mehr Geld ausgegeben, als ich beabsichtigt hatte.
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