
Da ist es: DAS SCHÖNE! Gerade dieses Wochenende: Ein erster Vorgeschmack auf den Frühling! Bundesweit sind Sonne und frühlingshafte Temperaturen vorausgesagt. In den Eiscafés werden die Outdoor-Möbel geputzt und die Eismaschinen laufen heiß. Und eigentlich wollte Dir eine frühlingshafte leichte Geschichte schreiben. Eigentlich...
Doch dann klingelte es vorhin. Ich erschrak total, war ich doch ins Schreiben vertieft und erwartete keinen Besuch. Irritiert öffnete ich die Tür: Ein Wahlkampfteam stand vor mir. Drei nette Menschen unterschiedlichen Alters die mich freundlich einluden, doch bitte, bitte am Sonntag, dem 23. Februar wirklich unbedingt – ganz wichtig – wählen zu gehen!
Die Drei brachten mein gedankliches Schreib-Konzept ordentlich durcheinander. Den Kopf aufgestützt, saß ich vor dem blinkenden Cursor und sinnierte: Der Frühling zeigt sich gerade mal kurz, der wird noch andauern. Darüber kann ich immer noch schreiben. Aber eine sehr wichtige und bedeutsame Wahl für uns und unser Land steht an. Am 23. Februar geht es darum, unsere Demokratie zu schützen, zu festigen, auszubauen. Das erscheint mir gerade wichtiger. Und deshalb erzähle ich nun diese Geschichte einer Bekannten, die vor wenigen Tagen zu mir sagte: "Ich bin total unpolitisch!"
Niemand, wirklich niemand ist unpolitisch
"Ich konzentriere mich auf mein Geschäft, meine Familie und mein Leben". Die Stirn runzelnd entgegnete ich: "Doch, Du bist politisch. Das ist jede und jeder." "Hä, nee, wie meinst Du das denn?", fragte die Bekannte. "Na ja", sagte ich, "ich glaube, ich verstehe, was Du meinst. Politik kann echt nerven. Es ist ja gerade ganz schön anstrengend, die politischen Entscheidungen und Wege zu verfolgen, auf dem neuesten Stand zu bleiben und in dem ganzen Hin und Her auch noch eine eigene Meinung zu bilden. Ich kann schon nachvollziehen, wenn Du das Gefühl hast, Dich einfach rauszuhalten."
Dankbar nickte die Bekannte. Und ich dachte: So leicht lasse ich Dich nicht vom Hacken! "Weißt Du", sagte ich, "wir können gar nicht wirklich unpolitisch sein und uns raushalten. Wir leben in diesem Land – und nicht in einem luftleeren Raum. Die Gesellschaft, Du, ich und Millionen Menschen sind ein Teil davon, liefert Strukturen, Rahmenbedingungen und Regeln. Politik ist überall. Dass wir hier auf dem Gehweg stehen und frei reden können – ist Freiheit und Politik. Dass der Weg gebaut werden konnte – ist Politik. Welche, und leider auch wie viele, Steuern wir zahlen – ist Politik. Welches Bildungssystem Deine Kinder erleben – ist Politik. Und sogar das Wasser aus dem Wasserhahn ist politisch."
Politik ist überall
"Auch Du bist politisch, weil Politik Dich täglich betrifft. Dir ist es wichtig, Deine Kinder mit dem Fahrrad zur Kita und Schule zu bringen. Denk mal an Hanna auf dem Wochenmarkt. Wie gerne Du auf ihrem "Unverpakt-Stand" Nüsse, Müsli und Nudeln kaufst. Ich denke, weil Dir Nachhaltigkeit und die Umwelt wichtig sind. Und vielleicht auch Solidarität. Du leihst Spiele und Bücher in der städtischen Bibliothek … also: Du bist und Du handelst politisch.
Klar kannst Du sagen "ich halte mich raus"! Du kannst Politik ignorieren, weil Dich bestimmte Probleme nicht persönlich betreffen. Dass Du Dich als unpolitisch bezeichnest, ist ein großes Privileg. Denn offenbar wurden Deine Privilegien bisher nie infrage gestellt. Doch spätestens, wenn grundlegende Rechte ins Wanken geraten, ist "unpolitisch sein" keine Option mehr. Und vor der Gefahr stehen wir.
Unsere Privilegien gehen einher mit einer großen Verantwortung. Für uns, aber auch für andere. Für Menschen, die im Vergleich zu uns selbst diskriminiert und benachteiligt werden. Auch für ihre Rechte einzustehen, das ist gelebte Solidarität. Oder ganz unpolitisch: Empathie.
Also, willst Du Dich weiter als unpolitisch bezeichnen? Oder Initiative ergreifen, um unsere Rechte und Privilegien zu sichern? Solidarisch und emphatisch sein?"
Erstaunt antwortete die Bekannte: "Du hast recht. Unbewusst nehme ich alles, was unsere Gesellschaft zu bieten hat, in Anspruch. Und ja, ich blende Themen, die mich nicht betreffen, aus. An Solidarität mit anderen habe ich da nie wirklich gedacht." Sie lächelte: "Du, ich glaube, ich bin total politisch. Vielleicht eher so in mir drin."
"Das ist ja auch vollkommen in Ordnung", entgegnete ich ihr. "Nur bitte am Sonntag, dem 23. Februar 2025 nicht. Da gehst Du raus, ins Wahlbüro und gibst Deine beiden Kreuze ab. Meiner Meinung nach bei den Parteien, die unsere demokratischen Grundrechte vertreten. Denn auch das sind Privilegien. Überhaupt wählen zu können und dabei auch noch die Wahl zu haben!"

P.S.: An meine lieben Lesenden: Meine nächste Geschichte wird wieder eine frühlingshaft leichte. Versprochen!
Wie wahr!
Ich hab zwar schon gewählt, habe aber richtig Angst wenn ich lese, dass in Brandenburg selbst die Unter 18Jährigen die AfD mit ca 35% wählen würden.