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Optimaler Abstand zum Bildschirm: Zentralasien

  • Autorenbild: Christine Ubeda Cruz
    Christine Ubeda Cruz
  • vor 7 Tagen
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Mosche in Chiwa, Usbekistan
Mausoleum in Buchara


Bist Du schon einmal in ein Land gereist, das Dich völlig überrascht hat – weil es ganz anders war, als Du es Dir vorgestellt hast?


Stell Dir vor, Du betrittst eine Welt, die so farbenfroh, so lebendig und so voller Überraschungen ist, dass Du Dich fragst, ob ein Dschinn Deine Reise geplant hat. Genau das ist mir passiert. Ich landete mitten in einer modernen Stadt – und gleichzeitig in einem Märchen aus 1001 Nacht. Kein Themenpark, kein künstlich aufpoliertes Touristenparadies. Ich war in Usbekistan, ein Land, das so echt, so stolz und so voller Leben ist und mich noch immer begeistert staunen lässt.


Du hast grad nur eine ungefähre Vorstellung, wo das ist? Hier eine kurze geografische Einordnung: Usbekistan ist ein Binnenstaat in Zentralasien mit gut 37 Millionen Einwohnern. Es grenzt im Norden an Kasachstan, im Nordosten an Kirgisistan, im Südosten an Tadschikistan, im Süden an Afghanistan und im Südwesten an Turkmenistan. Hauptstadt und mit rund 3,1 Millionen Einwohnern größte Stadt, der ehemaligen Sowjetrepublik, ist Taschkent.


Mein Reiseführer beschrieb Usbekistan als eigenwillige Mischung aus Osteuropa und Orient: mit Städten aus 1001 Nacht, sowjetischer Plattenbauarchitektur, bunten Basaren, Prachtbauten aus der 1960er-Jahren, russischen Mayonnaise Salaten und frischen Naan-Brot aus dem Lehmbackofen. Hauptgrund für eine Reise nach Usbekistan seien die alten Seidenstraßenstädte Samarkand, Buchara und Chiwa.


Meine Einschätzung dazu: Es stimmt! Und gleichzeitig stimmt es überhaupt nicht.



Usbekistan - Ein Land, das alle Sinne betört


Schon die Einreise am Flughafen war überraschend: voll automatische Passkontrolle. Modernes, super sauberes Terminal. Und schneller Gepäckservice. Am nächsten Morgen tauchte ich ein in einen Rausch aus satten Farben und fremden Gerüchen, historischen und modernen Stadtvierteln und überraschend charmanter Sowjet-Architektur. Und ich erkannte: Fast alle Autos in Usbekistan sind weiß. Wie Perlen auf einer Schnur schlängeln sie sich durch die breiten Boulevards der Millionenstadt. Dazwischen: Parks, die so gepflegt sind, dass man meint, der Gärtner hätte jede Blüte persönlich zurechtgezupft. Später durfte ich dann feststellen, dass dem so ist. Große Gruppen Arbeitende pflanzen und pflegen die Grünanlagen. Und überall: entspannte, fröhliche, höflich neugierige, und, vor allem sehr viele junge, Menschen.


Und dann diese Architektur! Moscheen mit Kuppeln, die so blau sind, als hätte der Himmel sie eingefärbt, und Basare, in denen das Leben pulsiert. Und Menschen, viele Menschen, die entspannt und unaufdringlich ihren Geschäften nachgehen. Staunend stand ich da, zwischen mehrtausendjährigen Mauern und der Moderne, und dachte: "Das ist kein Reiseziel – das ist eine Zeitmaschine, die mühelos alle Zeiten vereint!"





Die Seele des Landes: seine Menschen


Was macht ein Land besonders? Vielleicht denkst Du an Klima, Geschichte, Natur. Für mich sind es die Menschen. Und die Usbeken? Die sind so herzlich, so höflich, so unverfälscht echt, dass ich immer wieder staunte. „Salam Aleikum!“ – dieser Gruß hallt an jeder Ecke, begleitet von einem Lächeln, das bis in die Augen strahlt. Und dann die Fragen: „Woher kommst Du? Wie alt bist Du? Hast Du Familie?“ Nie aufdringlich, sondern interessiert, warm, als wäre man schon länger bekannt.


Volle Metro – ja auch die gibt es in Taschkent – kein Sitzplatz, kein Problem. Mit meinem weißen Haarschopf konnte ich mich unmöglich der zahllosen Platzangebote entziehen. Eine besonders schöne Erfahrung: die Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen. Die usbekische Währung, der So'm – viele bunte Scheine mit vielen Nullen – verwirrte mich immer wieder. Doch spätestens beim dritten Versuch, 50.000 So'm für eine Cola zu zählen, stand jemand neben mir und half. Ohne Hintergedanke, einfach so.


Was ich auch erleben durfte: herzliche Gastfreundschaft und ungeahnte Großzügigkeit. Stell Dir vor, Du stehst verzaubert an einem Feld und bestaunst ein Meer aus knallroten Früchten, die im goldenen Oktoberlicht leuchteten wie Edelsteine. Plötzlich lief mir lachend ein Junge entgegen, drückte mir unzählige Granatäpfel in die Hand, half mir, weitere zum Bus zu tragen, und ließ mich nicht gehen, ohne ein Foto mit mir und seiner ganzen Familie zu machen. „Rahmat!“ Ein Wort, das hier soviel mehr ausdrückt als Danke.





Vielleicht scrollst Du jetzt irritiert zur Überschrift zurück und fragst Dich: Was haben diese Erlebnisse nun mit der Distanz zum Bildschirm zu tun?


Alles.


In Usbekistan hat fast jeder ein Smartphone. Die Jugend lernt damit, die Frauen managen die Familie, Männer erledigen ihre Geschäfte. Selbst Schafhirten scrollen im Schatten eines dürren Strauches, während sie ihre Tiere im Blick behalten. Das Netz ist flächendeckend gut. Und doch: Sobald Menschen sich begegnen, verschwindet das Handy in der Tasche. Die volle Aufmerksamkeit gilt dem Gegenüber – dem echten Lächeln, der echten Geste, dem echten Moment.


In diesen Tagen habe ich mehr gelacht, mehr staunen dürfen und ich habe echte Verbindung gespürt. Mein Handy diente mir als Kamera und zum Zeigen von Familienfotos. Und sonst? Saß ich gerne abends auf einer Dachterrasse eines kleinen Gästehauses mit einem duftenden Glas Tee. Über mir glitzerten die Sterne, irgendwo rief der Muezzin, und in der Ferne summte die Stadt leise vor sich hin. Mein Handy lag ausgeschaltet neben dem Teeglas – und, ehrlich gesagt, ich schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Kein Displaylicht, das mich anblinzelte, keine Benachrichtigung, die um Aufmerksamkeit bettelte. Nur das warme Leuchten der Stadt, die Sterne und ich. Magie – menschlich, nah und wie aus 1001 Nacht.


______


Noch immer bin ich total verzaubert von den vielfältigen Erlebnissen dieser unglaublichen Reise. Da darf noch vieles "in mir ankommen und reifen". Ganz sicher werdet ihr hier noch weitere Erlebnisse von meiner Reise lesen.




P.S.: Ich war Teilnehmerin einer organisierten Reise mit insgesamt 12 Teilnehmenden.

Die Reise wurde selbst gebucht und bezahlt.

2 Kommentare

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Gast
vor 4 Tagen

Liebe Christine,

ich liebe Deinen Artikel, weil auch ich gerade (Mitte September) für eine Woche in Usbekistan war. Auch ich kam verändert und irgendwie entrückt zu Hause an. Auch bei mir hat dieses Land Spuren hinterlassen. Eine Reise, die nachwirkt. Ein Eintauchen in eine andere Welt.

Ehrlich gesagt, musste ich erstmal auf der Karte nachsehen, wo das Land denn überhaupt liegt. Rein gar nichts wußte ich über dieses Land, auch nicht, wie viele verschiedene Völker dort leben und daß die Sprache dem Türkischen verwandt ist.

Mittlerweile hab ich viel gelesen und gemerkt, wie viel da noch zu sehen ist in diesem Land und hätte schon Lust auf eine zweite Reise.

Liebe Grüße Gerda


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Gast
vor 6 Tagen

Liebe Christine,

Hatte heute an dich gedacht, verbunden mit der Fragestellung , ob du von deiner eindrucksvollen Reise zurück bist. Also mich hatten zumindest

deine mit der Kamera festgehaltenen Impressionen schon sehr beeindruckt - ohne die Geschichten dahinter. Dein heutiger Beitrag unterstreicht, dass es eine höchst bemerkenswerte Reise war die viel Interesse für das Land weckt und Sehnsucht macht, noch mehr davon und über die Menschen zu erfahren. Und auch den Impuls gibt, selbst wieder auf Reisen zu gehen.

Danke.

Viele liebe Grüße

Martina


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