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  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Ich weiß nicht warum ich mich daran erinnere…

Orchidee
Naturschönheit: Orchidee

Kennst Du das auch? Du sitzt bequem auf Deinem Sofa, blätterst in einer Zeitschrift oder schaust aus dem Fenster. Und urplötzlich keimt Etwas in Dir. Gedanken an eine bestimmte Situation. Eine besondere Begegnung. Vor langer Zeit. An die Du gar nicht mehr dachtest. Und nun, aus heiterem Himmel, ist sie da. Die Erinnerung.


Komisch ist, dass die Gedanken an das Erlebnis, der Begegnung scheinbar so gar nichts mit dem zu tun hat, was Dich gerade beschäftigt. Auf den grauen Datenautobahnen Deines Hirns drängt diese Information aber nun unaufhaltsam nach vorne. Macht sich breit. Fordert Raum und Aufmerksamkeit. Lässt sich nicht „vertreiben“. Dann ist das Ganze auch noch multimedial. Bildhafte Elemente, Szenen, die wie im Film ablaufen, Geräusche und Klangfarben, oft auch Gerüche tauchen vor Deinem geistigen Auge auf. Und vor allem: Gefühle! Gute, wie auch schlechte…



Das mentale Wiedererleben früherer Erlebnisse und Erfahrungen


Plötzlich war der Gedanke da. Die Erinnerung an ihn. Groß war er. Stolz. Gutaussehend. Immer bemüht, seine Familie zu beschützen. Es ihr gut gehen zu lassen. Der Familie ein „besseres Leben“ zu bieten. Arbeitend. Sparend. Werte vermittelnd. Fördernd und fordernd. Lachend und raufend. Spielend und vermittelnd.


Warum ich gerade jetzt an ihn denke? Ich weiß es nicht wirklich…


Hat die Erinnerung mit dem Krieg in der Ukraine zu tun? Mit der diffusen Angst, die sich in der Gesellschaft breit macht? Galoppierende Preise. Die nur eine Richtung kennen: Teurer! Die Unsicherheit, ob uns auch hier der Krieg erreichen wird. So direkt, mit Zerstörung und toten Menschen?


Die schönsten Erinnerungen hat man nicht auf Fotos. Sondern im Kopf und tief im Herzen.

Nun ist sie da. Die Erinnerung an den Vater. Der war Baujahr 1924. Er hat den zweiten Weltkrieg aktiv mit erlebt. Oder mit gemacht. Und nur sehr wenig darüber gesprochen. War bei der Luftwaffe. Und in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg grünete er eine Familie. Und verlor sie wieder. Durfte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Musste von ganz vorne anfangen. Und gründete erneut eine Familie. Kannte das Aufstehen, Krone richten und weitermachen nur zu gut. Immer und immer wieder.


Er lehrte Anstand, Sparsamkeit, Fleiß und Mut. Tapezieren, Teppich verlegen oder Löcher zu bohren. Zu jäten, zu pflanzen und zu pflücken. Rechnen und Waren konfektionieren. Ausliefern und kassieren. Eine Meinung bilden, Informationen sammeln und diskutieren. Damals eher untypisch: Die Erziehung der Mädchen zu selbstbewussten, selbständigen, unabhängigen Frauen.



Exotische Bilder locken um Beachtung


Das Seewasser-Aquarium mit schillernd bunten Fischen. Die viel Zuneigung der besonderen Art benötigten. Der windschiefe Anbau aus alten Fenstern und Rahmen zu einem tropisches Gewächshaus. Mit warmen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Der kleine, ganz private Dschungel mit seltenen Orchideen aus fernen Welten. Die liebevoll mit handwarmem Wasser besprüht, oder zärtlich mit einem kleinen Schwamm von dicken Blattläusen und anderen Schädlingen befreit wurden. Und sein glückliches Strahlen, wenn sich eine der raren und wunderschönen Blüten sich zeigte. Gerade zieht mir der süße, schwere und unbekannte Duft einer der zauberhaften Orchideen um die Nase.


Die Erinnerungs-Daten sprudeln unaufhaltsam weiter. Sein großer Traum, selbst

einmal im südamerikanischen Dschungel auf die Suche nach den seltenen Schönheiten zu gehen. Und die Pflichten und Nöte. Die ihm wichtiger waren. Und somit den Traum für immer als solchen bestehen ließen…



Das Erinnern ist eine enorme Gedächtnisleistung, an der viele Teile des Gehirns gleichzeitig beteiligt sind*


Ich bin jetzt gerade ganz glücklich, dass mich der Schreibimpuls von Meike Blatzheim „Ich weiß nicht warum ich mich daran erinnere…“ mit überaus guten und liebevollen Erinnerungen geflutet hat. Aber warum?


Meine Recherche hat hierfür keine Gründe, ja nicht einmal Beispiele geliefert. Meist wird von negativen bis traumatischen Erinnerungen geschrieben, die wohl in der Regel durch eine besondere Situation getriggert werden. Offensichtlich bin ich gerade in bester mentaler Verfassung. Danke!

😊



Jetzt interessiert mich: Was erinnerst Du? Trauriges, Traumatisches? Oder auch Schönes und Liebevolles? Schreib‘ mir mal…



P.S.: Im Rückblick finde ich es bemerkenswert, dass ich mit knapp 20 Jahren eine Studienreise nach Mexiko machte und auf der Halbinsel Yucatan die schönsten wilden Orchideen im Regenwald sah. Auch solche, die ich seit Kindertagen aus dem Gewächshaus meines Vaters und dem Frankfurter Palmengarten kannte. Übrigens habe ich die Reise komplett alleine finanziert. Dafür aber damals auf eine Waschmaschine verzichtet...





* aus National Geografics






  

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