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24 Gründe warum ich Neihnachten liebe!

Autorenbild: Christine Ubeda CruzChristine Ubeda Cruz

Aktualisiert: 4. Dez. 2022


Winterlandschaft mit Zitat von Karl Valentin
Besinnliche Adventszeit

Jetzt ist schon fast der zweite Advent, und ich habe schon wieder keinen Adventskalender für meinen Lieblingsmenschen. Das Mehl für die X geplanten Gebäcksorten schlummert im Vorratsschrank. Wahrscheinlich freuen sich schon die Motten (Bescherung für die Mistviecher!)  Und unsere Hüften. Kurzfristig erwäge ich eine schnelle Trennung vom Lieblingsmenschen und der Familie, bloß um nichts schenken zu müssen. Dann schwirren mir so komische Gedanken durch den Kopf, mich gezielt mit einem moderaten, aber nachhaltigen Magen-Darm-Virus zu  infizieren, um die Zeit bis zum Jahreswechsel genau da zu verbringen, wo man die vermeintlich besinnlichsten Tage des Jahres verbringen könnte: zu Hause auf dem Sofa, mit der Fernbedienung in der Hand, leckeren Keksen, Tee und/oder gutem Rotwein.



Willkommen zu Neihnachten!


Was als Tippfehler begann, entwickelt hier eine ganz eigene Dynamik. Unaufhörlich fluten mich wirre Gedanken. Ob das versehentlich gewählte „N“ statt „W“ meinen tiefsten inneren Sehnsüchten entspricht???


So soll es ja Menschen geben, die diese Adventszeit mit all ihren Mythen, Traditionen und Gewohnheiten ablehnen. Oder welche, die sich ihre ganz persönliche Drosselung des vorweihnachtlichen Tempos gönnen. Indem sie einfach nicht mitmachen.


Also, bisher war das bei mir nicht so. Ich mache mit. Zumindest teilweise. Und trotzdem fallen mir mindestens 24 Argumente ein, die für mich die "traditionelle" Weihnachtszeit durchaus etwas in Frage stellen.



1. Es ist ständig dunkel

In unseren Breitengraden gehen wir gerade durch die dunkelsten Wochen des Jahres (dunkelster Tag auf der Nordhalbkugel: 21. Dezember). Morgens ist es - wenn man das Haus verlässt - noch duster. Und am Nachmittag, wenn man sich auf den Heimweg begibt, schon wieder. Und manchmal wird es auch zwischendrin nicht wirklich hell.


2. Es ist kalt. Es ist nass. Oder beides.

Wenn man rausgehen will, muss man sich gefühlt eine Viertelstunde lang anziehen. Schicht um Schicht. Mit Mütze und Schal (ich hasse Mützen!). Und nicht die Handschuhe vergessen. Wenn dann noch Eis und Schneematsch herrscht - HORROR! Und wenn man irgendwo rein geht,  sieht man erstmal nichts. Weil die Brille beschlagen ist. Und dann darf man sich wieder aus den Winterhüllen schälen…

Was dagegen helfen könnte: Die Flucht in wärmere Gefilde! Leider ist es am Fest der Freude verdammt schwer, Zeit in wärmeren Regionen zu verbringen. Denn:


3. Alles ist teuer!

Anfang Dezember kann man noch abhauen. Bezahlbar, wenn man es sich leisten kann und will. Aber über Weihnachten oder kurz danach - für „Normalos“ unbezahlbar. Dank Weihnachtsferien und einem offenbar seit Jahren immer weiter um sich greifenden Neihnachten.


Vielleicht hat das ja auch was Gutes. Diese Preissteigung bei den Flügen. Zu allererst für die Umwelt. Und für unser Konto.


4. Huch, ich hab’ ne Familie!

Eltern, Schwiegereltern, verschollene Schwestern und Brüder, Tante, Groß-Cousin und jedes noch so entfernte Mitglied der Familie – alle, die sich das ganze Jahr nicht melden und nicht antworten, erwarten zu Neihnachten plötzlich, dass man einen auf Harmonie und Zusammenhalt macht. Echt jetzt? Warum ausgerechnet jetzt?


5. Wham

Immer wenn ich "Last Christmas" höre, suche ich hektisch nach meinen dicken Noise out-Kopfhörern. Leider ist andere Weihnachtsmusik auch nicht viel besser.

😫


6. Schein - Heiliger - Schein

Überall erstrahlt er: Der Scheinheiligenschein. Auf einmal wünschen einem Menschen, die man kaum kennt und Firmen, bei denen man vor Urzeiten etwas bestellt hatte, ein frohes Fest. Veröffentlichen große Dankes-Anzeigen, print oder online. Schicken Mails oder ganz klassisch Karten oder Briefe. Und tausende Menschen entdecken kurzfristig ihr Gewissen und spenden gegen das Elend in der Welt. Bitte nicht falsch verstehen: Das ist eine sehr, sehr gute Sache! Bitte unbedingt weitermachen. Aber warum hauptsächlich zu Weihnachten? Das Elend in Kriegs- und Katastrophengebieten war im Juli nicht weniger schlimm als im Dezember!


7. Weihnachtsgeld

Bekommst Du? Da darfst Du sehr glücklich und dankbar sein. Freu Dich. Und teile. Denn: Das 13. Monatsgehalt erhalten nur etwa 54 Prozent der Beschäftigten in Deutschland. Somit bleiben 46 Prozent, die vergeblich auf eine Extra-Prise Geld warten Und sich fragen: Wo gibt es sowas und kann man sich dafür irgendwo anmelden? Gilt auch für die vielen Minijobber:innen, Hartz-Bezieher:innen, Rentner:innen etc...


8. Glitzer, Kram und so…

Viel Kram, der Energie verschwendet (Stichwort Lichterketten) und Müll verursacht (bei Produktion, Entsorgung, Lichtverschmutzung und überhaupt). Gar nicht gut für unsere schöne Erde. Stattdessen: Ein paar Tannenzweige (aus der Region), echte Kerzen und das Dekomaterial der vergangenen Jahre einfach neu inszenieren.


9. Stress, Zeit- und Termindruck

Weihnachtsfeiern, Familie und Freunde treffen, Geschenke kaufen, dekorieren, basteln, kochen, auf’n Weihnachtsmarkt gehen, Jahresende-Rallye im Job - warum nur alles auf einmal?


10. Essen, bis der Bauch platzt

Überall locken Leckereien. Es sind einfach viel zu viele. Im Adventskalender, ganz klassisch, die Schoki. Oder Wurst - ja, soll es geben - den Wurstkalender?! Waffeln und Glühwein auf‘m Weihnachtsmarkt, Kekse, Lebkuchen und Schoki im Büro. Und dann erst die Festtage…


11. Neihnachtsmärkte

Einmal muss ich hin! Zu Manni, dem Weihnachtsbaum 2022 auf dem Frankfurter Römerberg., der gudd Stubb mit Neihnachtsmarkt. Am liebsten am frühen Mittag. Ohne Gedränge, Kitsch, Betrunkene, Wham und Fritten-Geruch… Dafür aber mit frisch gerösteten Maronen. Damit ist meine Weihnachtsmarkt-Sehnsucht gestillt!


12. Die Sache mit dem Glauben

Ich habe meinen Glauben. Punkt.

Warum aber für so viele der Besuch der Christmette zum Weihnachtsritual gehört, wird mir wohl immer ein Rätsel bleiben. Gehen sie sonst doch nie in den Gottesdienst.


13. Das schöne Schenken

Für die meisten eine Qual, die am Ende in Gutscheine, Parfüm oder Socken mündet. Aber warum muss es denn immer etwas Gegenständliches sein? Lasst uns doch mal Zeit, Mitgefühl und Miteinander verschenken. Aus meiner Sicht ein Höchstmaß an Wertschätzung und Aufmerksamkeit. Und übrigens: Geschenke kann man doch immer machen, egal, zu welchem Datum.


14. Freie Tage

Feiertage sind echt klasse. Wenn sie denn nicht, wie in diesem Jahr, auf’s Wochenende fallen. Das ist irgendwie ziemlich nutzlos…

    

15. Adventskalender

Siehe oben. Für Erwachsene schön, jedoch so gar nicht notwendig. Aber extrem süß, wenn sie liebevoll selbst gestaltet sind. Und für Kinder sooo herrlich. Endlich keine Diskussionen darüber, dass sie 24 Tage lang täglich Schokolade essen (müssen!)


16. Neihnachtsbäume

Auch so was, was wirklich überflüssig ist. Wo kommt das eigentlich her, dass wir einen viele Jahre in Freiheit und Natur gewachsenen Nadelbaum absägen, ihn geschmückt für ein paar Tage ins warme Wohnzimmer stellen (damit er es auch mal kuschlig warm hat?) und spätestens am 6. Januar achtlos entsorgen? Häh? Hat die Natur nicht unseren vollen Respekt und Dankbarkeit verdient? Längst wissen wir doch: Dass unser Planet das alles nicht mehr lange mitmacht! Aber wir halten trotzdem an Traditionen fest (und da ist der Neihnachtsbaum nur die Spitze des Eisberges! Achtung: Wortwitz! denn die schmelzen ja auch gerade weg), die ihn zerstören. Warum nur?


17. Fernsehprogramm

Könnte mir egal sein. Ist es aber nicht (ganz). Weil ich nach wie vor Rundfunkgebühren bezahlen darf. Kevin ist seit Menschengedenken wie jedes Jahr alleine zu Hause. Und irgendwelche Hollywood-Singles finden wie durch ein Wunder an Weihnachten endlich ihren Traum-Lieblingsmenschen.

Gibt‘s da nicht mal was Neues? So einen richtig komischen Neihnachtsfilm? 😜


18. Plätzchen backen

Puscht das Stresslevel und die Stromrechnung extrem nach oben. Muss vielleicht nicht sein. Seit Mitte September sind die Supermärkte voll mit lecker gebackenem Weihnachts- und Wintergebäck. Die großen Keksfirmen backen eh, ob im Sommer oder zu Weihnachten.


19. Grosse Berge

Müll! Soweit das Auge reicht. Klar - alle Geschenke sind verpackt. Dann die Weihnachtsdeko. Und auch aus der Küche, bedingt durch unendliche Fressorgien. Da wäre echt vieles vermeidbar…


20. Gruppenzwang

Feiern, schenken, dekorieren, Braten mit Klößen essen, nur weil's alle tun. Warum? Sind wir doch Herdentiere und folgen der Schwarm-Intelligenz? Dann ist die nicht wirklich klug…

Irgendwie schon traurig, wie unkritisch wir so genannten Traditionen, Gewohnheiten und Trends hinterherlaufen. Übrigens nicht nur zu Weihnachten. Zeit, nachzudenken und mal neue Traditionen zu etablieren.


21. Geschlossene Läden

Manche nervt das. Da hat man mal frei und kann nicht einkaufen gehen. Wobei? Online ist das ja immer möglich. Und in diesem Jahr fällt Weihnachten eh auf‘s Wochenende. Für die meisten also voll „Arbeitgeber-freundlich“. Freut die Wirtschaft…


22. Sehnsucht nach Kindheit

Als Kind fand ich Weihnachten super! Gab‘s doch Geschenke. Noch besser war die aufgeregte Spannung vorher. Dieses zappelige Warten auf das zarte Glöckchen. Und dann das warme Wohnzimmer mit dem schön geschmückten Baum. Und den Geschenken!!!


Später sah ich dann, was für ein Stress dies, vor allem für Mutter, bedeutete.


Und heute: Konsum, Kitsch, Stress… Da wäre ich doch so gerne wieder das unbedarfte Kind, dass zappelig auf der Treppe sitzt und auf das zarte Glöckchen wartet.


23. www = Wichteln - Wahnsinnig - Würdelos

Mal ernsthaft: Wer hat diesen Wichtel-Quatsch eigentlich erfunden? Es gibt weder Wichtel noch tolle Wichtel-Geschenke. Letztendlich werden total unnütze Dinge ausgetauscht. Im besten Falle landen sie bis zum nächsten Weihnachtswichteln in der Schublade. Im schlechtesten auf’m Müll. Wirklich sinnvoll wäre, das nicht für Quatsch ausgegebene Geld einer gemeinnützigen Organisation zu spenden!


24. WeihnachtsBlues

Wenn die Feiertage vorbei und sich alle rund-gefuttert schwerfällig aus dem Sofa quälen, kommt die (bittere) Erkenntnis: Das war mal wieder alles viel zu viel!!!


Sofort greift ein großer Optimismus: Das müssen wir im kommenden Jahr definitiv anders machen! Nun ja, die Halbwertzeit solcher Vorhaben kennen die meisten von uns ja nur zu gut - gelle?


Jedoch: Es ist nie zu spät, traditionelle Wege zu verlassen, an einer Stelle einfach mal abzubiegen oder sogar umzukehren. Das heißt nicht, das liebevoll gehegte Traditionen falsch waren. Trotzdem: Ist es nicht an der Zeit, andere Wege zu gehen? Traditionen an unser Leben im „Hier und Jetzt“ anzupassen?

Und damit neue, auf Zukunftssicht gerichtete Traditionen zu etablieren? Unsere Welt würde es uns danken. Und unsere Kinder auch.


Ich wünsche eine "besinnliche" Rest-Adventszeit!




P.S.: Also ich liebe Weihnachten. Und bin doch auch für Neinachten. Ich habe Plätzchen gebacken. Und auch etwas geschmückt. Mit den Materialien, die sich über die Jahre angesammelt haben. Und ich werde auch mit meiner herrlich bunten, liebevollen und fröhlichen Familie Weihnachten feiern. Und dabei vieles von dem beherzigen, was aus meinem doch nicht so wirren Kopf über die Tastatur in diesen Text geflossen ist.



P.P.S.: Während ich diesen Beitrag schrieb, flatterte Silke Geissen's Neinachtskalender in mein Postfach. Na, wenn das mal kein Zufall ist!








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