Ich halte mich immer an Regeln - ehrlich!
- Christine Ubeda Cruz
- 14. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Regeln sind wichtig. Ohne sie wäre das Leben ein einziges Durcheinander: Würden wir fahren wie wir wollen (ach, Moment …), nur das tun, was wir wollen (na gut, einige meinen, das sei schon so) – und die Geschirrspülmaschine völlig planlos bestücken – wäre wohl das Ende der Zivilisation nah.
Ich persönlich halte mich an Regeln. Meistens. Zumindest an die wichtigen und an die, die mir sympathisch sind. Die moralisch einwandfreien. Und manchmal – ich geb’s zu – auch an die, die mir gerade nützen. Der Rest? Flexible Auslegung mit gesundem Menschenverstand. Gerade eben habe ich meinem Lieblingsmenschen vorgeschlagen, den Deckel von Marilyn einfach zu schließen und die Roste erst vor dem nächsten Einsatz zu säubern. Das macht „man“ nicht, sagt er. Schadet dem Edelstahl. Ist unhygienisch. Und überhaupt …
Bei solchen Teilsätzen werde ich hellhörig und es bildet sich innerlich in mir ein "Katzenbuckel". Ich stelle Fragen. „Warum macht man das so?“ „Wer ist dieser ‚man‘?“ „Und warum hat der so viel zu sagen?“ Denn: wo steht geschrieben, dass ich nach vier kleinen Lammkoteletts unbedingt sofort die letzten Fett- und Fleischspuren wegbrennen muss? Hey, erstmal das gute Essen und den Espresso danach genießen. Und dann schauen was kommt.
Dann gibt es in unserer Gesellschaft noch so ganz andere Regeln. Wäsche waschen am Sonntag? Geht nicht. Warum eigentlich? Meine Waschmaschine dreht auch sonntags, genauso bereitwillig wie an jedem anderen Tag, die Buntwäsche in ihrer Trommel.
Oder – die Regel „Nicht mit vollem Mund sprechen“. Die macht wirklich Sinn. Denn niemand möchte wissen, wie mein sehr leckeres Schoko-Croissant im Zerkleinerungsprozess aussieht. Manchmal ist der Moment jedoch zu dramatisch, um zu schweigen. Da redet man. Auch mit Schoko-Croissant im Mund. Prioritäten setzen – oder?
Dann wäre da die Verkehrsregel: rechts vor links! Ein solides Prinzip. Verhindert Kollisionen. Funktioniert meist – außer …! Hier ist defensive Rücksichtnahme dann doch die klügere Regel.
Und dann gibt es Regeln, bei denen ich null Toleranz zeige. „In der Schlange wird nicht gedrängelt.“ Das ist für mich fast schon ein Naturgesetz. Wer vordrängelt, verletzt nicht nur die Wartelogik, sondern auch meine Geduld. Und wird direkt konfrontiert mit einem lauten „Entschuldigung, ich glaube, wir stehen hier alle nicht einfach nur so rum.“ Freundlich, aber mit Nachdruck. Gesellschaft braucht gewisse unantastbare Prinzipien.
Minirock mit 60+ tragen? Macht Frau nicht! Selbstbewusst zum eigene Können stehen? Schon mal gar nicht. Laut und schräg singen? Oje! Ich könnte die Liste problemlos fortsetzen.
Und davon berichten, wie sich kopfschüttelnd und tuschelnd darüber ausgelassen wird. Oder hinweg gesehen wird.
Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt!
Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf
Es geht nicht darum, ständig Regeln zu brechen. Aber manche, vor allem die ungeschrieben, dürfen wir durchaus für uns interpretieren. Regeln sind wie die Routenvorschläge im Navigationssystem. Sie zeigen eine gute Richtung – aber manchmal glaubt man besser zu wissen, wo's langgeht. Solange man dabei nicht blindlings rechts vor links ignoriert, ist vieles OK.
Ich halte mich an Regeln. Ehrlich! Irgendwie, aber ein bisschen Flexibilität macht das Leben lebenswerter.
P.S.: Ganz liebe Grüße an alle Regelrebellen da draußen!
P.P.S.: Marilyn geht es übrigens sehr gut. Mein Lieblingsmensch hat sie, das mit den Lammkoteletts ist schon ein paar Tage, einfach verschmutzt stehen lassen und erst heute, bevor zwei ganz wunderbare Wolfsbarsche der Grillhitze ausgesetzt wurden, gereinigt.
Hihi, doch eher Pippi als Annika…