top of page
  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Elster - Vogel oder Steuerprogramm?

Aktualisiert: 23. Juli 2023


Vogel Elster vor glitzerndem Hintergrund
Die Elster - Diebisch oder nicht?

Elstern sitzen hier öfter mal in den großen Pappeln am Main. Kreischen ganz schön laut. Neuerdings macht sich eine Elster auch auf meinem Desktop breit. Und gibt mir große Hoffnung. Diese Elster soll mein Leben vereinfachen. Na dann…

Im Volksmund wird der Elster, also diesem schwarz-weiß gefiederten Vogel, nachgesagt, Dinge zu stehlen. Vor allem Glitzerndes. Die Mär hält sich eisern. Zwischenzeitlich haben Wissenschaftler den Vogel allerdings von diesem Vorwurf freigesprochen. Die Tiere fühlen sich von glitzernden Gegenständen gestört. Was stört, muss weg. Und genau das machen diese cleveren Tierchen.

So, nun habe ich auch eine Elster* auf dem Rechner. Also den Zugang dazu. Ziemlich smart. Und ziemlich aufwändig, da erstmal dran zu kommen. Aber - ich mag technische Dinge, die mir das Leben erleichtern. Und auch noch papierlos funktionieren. Ich bin mir sicher: Die Elster und ich, wir wuppen das. Also die Steuererklärung. Endlich. Jetzt. Direkt und sofort.

Die Elster redet mit mir. Und will ganz schön viel wissen. Name, Familienstand, Kontoverbindung, Homeoffice-Tage, Tage an denen ich in die Firma gefahren bin, mit welchem Verkehrsmittel - hey, was geht die das an?, Werbungskosten, Zinserträge und Mieteinnahmen - die ich nicht habe…. Die Elster will alles von mir wissen. Also ziemlich viel. Ganz schön neugierig - dieser komische Vogel...

Sie ist komplex. Spricht in einer mir fremden Sprache. Die ich nur unzulänglich verstehe. Ich suche. Und finde: Nix! Google spuckt mir keine Übersetzungshilfe für „Finanzisch“ „Steuerdeutsch“ oder "Elsterisch" aus.

Die Elster will auch helfen. Immer wieder weist sie mich auf Fehler hin. Auf Unstimmigkeiten. Bietet aber keine Lösung an. Die muss ich wohl selbst finden. Ich, die Unwissende. Der Mathe immer ein Graus war. Setzten - ungenügend. Da meldet er sich wieder, mein innerer Horst. Und die Wut. Entnervt schalte ich den Rechner ab. Und greife zum Rotweinglas.


Alkohol ist auch keine Lösung

Pause. Kurz was anderes machen. Mit Rotwein. Und dem Telefon. Meine Freundin am anderen Ende der Leitung: „Such Dir ‚nen Steuerberater!“ Ernsthaft? Was soll ich denn mit dem, wenn ich die Elster habe. Soll alles umsonst gewesen sein? Was geschieht mit meinem Enthusiasmus, endlich mal die Steuererklärung in einem Rutsch fertig zu stellen? All die Stunden zwischen Schreibtisch und Fußboden, übersät mit Ordnern, Zetteln, Belegen und Post-its? Sogar auf Pilates habe ich verzichtet, um dieses Projekt endlich, seit Jahrzehnten zum ersten Mal, fristgerecht abzuliefern.

Zurück am Schreibtisch. Ich schaue die Elster kritisch an. Und sende meine Bestellung ans Universum, dass jetzt alles gut wird. Das die Elster und ich ein Team werden. Hand in Hand arbeiten. Und gemeinsam das Steuerschiff sicher und korrekt in den Finanzamt-Hafen navigieren.

Durchatmen. Weitermachen. Die Anzahl der hohen Wellen, also Unstimmigkeiten, auf die die Elster mich hinweist, werden langsam weniger. Das Fahrwasser ruhiger. Und irgendwann sagt die Elster mir: anlegen! Nee, quatsch: „Daten übermitteln“. Fertig. Die Steuererklärung wird nun, wie durch Zauberhand, papierlos an mein örtliches Finanzamt übermittelt. Dort wird sie wahrscheinlich ausgedruckt. Zur Prüfung. Soll aber nicht mein Problem sein…

So. Jetzt weiß die Elster alles. Und - entgegen aller wissenschaftlicher Beobachtungen - greift sie nach Glitzerndem. Weil: das stört sie. Das muss weg. Also weg bei mir. Der Steuerzahlerin. Meint zumindest das Finanzamt. Meistens. Leider…


**** Fun Fact: Wenn ich alles richtig eingetragen habe, werde ich demnächst selbst zur Elster. Und verstecke das Glitzernde, also meine Steuererstattung - all die schönen Taler - ganz schnell. Weil - das stört mich...

😜




* Was ist Elster?

ELSTER steht für die ELektronische STeuerERklärung und soll eine effiziente, zeitgemäße, medienbruchfreie und hochsichere elektronische Übertragung jeglicher Steuerdaten zwischen den Bürgern und Finanzbehörden ermöglichen.

Hierfür wird eine kostenfreie Anwendung, namens ELSTER, zur Verfügung gestellt. Diese soll als interaktive Webanwendung mit höchster Sicherheit, schnell und komfortabel sein.

Quelle: www.elster.de


33 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page