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  • AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Das Große Planlos

Aktualisiert: 26. Mai 2021



Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Es ist so schön, wenn ein lieber Mensch etwas sieht und denkt: Ach, das wäre doch was für...


Am vergangenen Wochenende habe ich eines von meiner Freundin Anita erhalten. Sie kennt mich schon sehr lange. Und auch sehr gut. Sie weiß, was ich mag. Aber auch, was ich gar nicht leiden kann. Ihr Mitbringsel: ein schön gebundenes Notizbuch mit der Aufschrift: „Planlos geht mein Plan los“. Treffer! Versenkt. Passt wie die Faust auf‘s Auge. Tut aber gar nicht weh. 😜 Anita weiß, dass ich gerne plane. Vor allem im Beruf ist das mein Ding. Zeitpläne, Ablaufpläne, Kostenpläne, Pläne zur Vor- und Nachbereitung, für die Sicherheit und eventuelle Notfälle, Kommunikationspläne, Regiepläne, Auf- und Abbaupläne und, und, und...

Pläne => gute Vorbereitung => Sicherheit => Stoßdämpfer für unvorhersehbare und nicht planbare Vorkommnisse. Ich bin organisiert - meine Fiktion ultimativer Selbstwirksamkeit! Das hilft gegen mögliche Unsicherheit. I HAVE A PLAN! Das ist im Job auch ratsam. Privat halte ich das etwas anders. Ich kenne aber viele, die schmieden Pläne und haben eine exakte Vorstellung davon, wie ihr Leben verlaufen soll. Egal, ob sie sich um die großen Dinge, wie Haus, Kind und Karriere, oder die kleineren, wie den nächsten Urlaub, drehen. Da gibt es kurz-, mittel- und langfristige Pläne, Zwischenergebnisse, Leitplanken und Ziele. Nicht immer gehen diese Pläne auf. Da hat das Leben, welch' Überraschung, was komplett Anderes vor. Die gefühlte Sicherheit ist dahin, der schöne Plan futsch. Die Betroffenen geraten entweder in Schockstarre oder Panik. Sie haben ihre Leitplanke, ihre Sicherheit verloren. Sich vielleicht zu eng am Lebensplan orientiert. Und dabei vollkommen außer Acht gelassen, dass das Leben manchmal andere Pläne schreibt. Oder vergessen, dass auch Umwege und Rückschritte zum Ziel führen können. Ich bin da eher der Freigeist, getreu dem Motto: Mal schauen, was das Leben so bringt! Meine Meinung: Wir treffen viele Entscheidungen, angeblich 95 Prozent unserer Handlungen, unbewusst. Klar, die Zahnpasta kommt nahezu automatisch auf die Bürste. Für diese Option wenden wir keine spürbare Energie auf. Bei den großen Entscheidungen checken wir Daten und Fakten. Und treffen unsere Wahl dann doch meist intuitiv. Oder wissen gar nicht wirklich, was der entscheidende Impuls für die letztendliche Entscheidung war. Auch ich hatte und habe Pläne, Vorstellungen, Träume und Ziele auf meinem imaginären Lebensplan. Einige davon habe ich verfolgt. Andere außer Acht gelassen. Manche Träume haben sich erfüllt. Andere (noch) nicht. Ich habe einige Ziele erreicht. Andere dafür nicht. Und es stehen noch einige an! Und meist war es so: Wenn ich auf einer Trauminsel strandete, dann sicher versehentlich! Das Leben, Aktionismus und Abwarten, manchmal auch einfach Nichtstun haben mich schon in einige unerwartete Situationen gebracht. Und damit ursprüngliche Ziele durch neue ersetzt. Manch geplatzter Traum hat sich im Nachhinein als eine schillernde Seifenblase erwiesen. Und wurde ersetzt durch eine neue, handfeste Herausforderung.


Planänderung

Doch jetzt, genau jetzt, wünsche ich mir eine verlässlichere Vorschau für mich und für die Welt. Was für eine Idee! Pah - als wüsste irgendwer, was morgen, übermorgen, und über-über-über morgen sein wird!?!

Wünschen kann ich mir das. Das tun sicher viele andere auch. Doch leider kenne ich keine Fee, die uns diesen Wunsch erfüllt. Und wieder ist eine Planänderung gefragt. Von „Ich wünsche mir was...“ zu „Ich mache das Beste aus der Situation...“

Wenn der Leidensdruck sehr hoch ist, dann ändert man sein Leben


Die vergangenen zwei Jahre haben mich Geduld, Selbstliebe, Demut und Akzeptanz gelehrt. Was ich auch wollte, Vieles ging, Manches nicht. Zuerst wollte ich genesen. Das war mein großes Ziel. Ich habe alles, wirklich alles dafür getan. Und musste erkennen, ein Plan dafür kann hilfreich sein. Den hatten meine Ärzte für mich. Er ist aber auch keine Garantie für die Erreichung des großen Ziels. Ich habe gelernt, mehr auf mich und meine innersten Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zu hören. Dabei war es immer mal wieder notwendig, die Planung zu ändern. Hilfreich dafür: Kleinste Schritte und Erfolge wahrzunehmen. Diese zu feiern und zu genießen. Weiter zu gehen, Schritt für Schritt. Und das, was das Leben so mit sich bringt, anzunehmen. Auch Rückschritte. Und dann kam die Pandemie. Nicht nur für mich. Vollkommen ungeplant. Nach und nach überrollt sie die ganze Welt. Macht wahrscheinlich Milliarden von Pläne zunichte. Auch meine...

Einerseits.Aber andererseits...

War und ist das für mich energiesparend. Spart Ressourcen, CO2 und so viel mehr. Sehr erholsam: Mal nicht die Macherin sein zu wollen und zu müssen. Einfach mal schauen, was kommt. Und dann kam der Netflixzugang.😜 Und ich entwickelte einen neuen Plan. Den zu schreiben. Das mache ich jetzt. Manchmal nach Lust und Laune, manchmal nach Plan. Mit dem nicht messbaren Ziel, Euch, meine lieben Leser*innen ein paar Minuten in eine andere Gedankenwelt zu entführen. Und mit einem für mich spürbaren Ergebnis: Es macht mich glücklich. 🙂 Ich mache mir keinen Stress mehr mit irgendwelchen Plänen. Ich vereinbare jetzt Mikro-Ziele und -Termine mit mir. Spaziergang. Rhabarber-Himbeer-Marmelade kochen. Diesen Text schreiben. Wenn ich dazu Lust habe. Aus der Glücksforschung ist bekannt, dass Zufriedenheit und Ausgeglichenheit wachsen, wenn man dankbar ist, für das, was man hat. Und dabei den Blick auf das richtet, was wirklich wichtig ist. Meinen Liebsten und mir geht es gut. Wir haben ein dichtes Dach über dem Kopf, warmes und kaltes Wasser aus der Leitung und der Kühlschrank ist voll. Wir können zusammen - Zoom macht es möglich - diskutieren, lachen, weinen oder vor Lachen weinen und gemeinsam Olivenöle testen. Gibt es Wichtigeres?

JA und NEIN!



NEIN, wenn es um das Streben nach Mehr, Höher, Weiter und Besser geht.

Und JA! Ganz bestimmt, wenn es um darum geht, echte Treffen mit wirklichen Menschen zu haben, lange Umarmungen zu spüren, gemeinsam um einen Tisch zu sitzen, zu diskutieren und zu lachen. Und auch zu singen, zu tanzen und vor Glück zu weinen. Mein Sommerziel: HAKUNA MATATA Gesund bleiben.

Ohne Plan.


Wie „Planlos geht Dein Plan los“?


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